Die Geschichte unserer Schule

Anfang der 1960er Jahre beschloss die Gemeinde, im Einvernehmen mit der Schulaufsichtsbehörde, die beiden vorhandenen Schulen aufzugeben und auf einem Gelände unweit der Pfarrkirche ein neues Schulgebäude mit allen Einrichtungen und Möglichkeiten einer zeitgemäßen Bildungseinrichtung zu bauen. Nachdem die Gemeinde die Grundstücke erworben hatte und die genehmigten Baupläne vorlagen, wurde am 24. Juli 1964 feierlich der Grundstein gelegt. Innerhalb nur eines Jahres entstand ein Schulgebäude mit sechs Klassen, das auf acht Klassen erweitert werden konnte. Die Schule erhielt den Namen „St. Marien-Volksschule Wasserliesch".  

An eine großzügige Ausstattung mit Nebenräumen aller Art hatte man natürlich auch gedacht. Als solche dienten Werkraum, Lehrküche, Speise- und Vorratsraum, Büroräume, Lehrerzimmer, Mehrzweckraum, Bücherei, Hausmeister-Dienstraum und eine Schulturnhalle mit Waschraum, Duschkabinen, Umkleide- und Geräteraum, alles Einrichtungen, von denen man in den alten Schulhäusern nur hatte träumen können. Auch für die Unterbringung der Lehrkräfte war gesorgt. Auf dem Schulgelände waren Wohnhäuser mit insgesamt fünf Dienstwohnungen für die Lehrkräfte und den Hausmeister gebaut worden. In den 1980er Jahren erhielt der Komplex zusätzlich eine große Mehrzweckhalle, die als Schulturnhalle, ebenso wie für Veranstaltungen der Gemeinde und Vereine, genutzt werden kann. 

Im Gegensatz zu den alten Schulen bot die neue Schule von Anfang an ausreichend Platz für alle und alles. So gab es auch dann noch kein Platzproblem, als Rheinland-Pfalz im Jahre 1966 das 9. Schuljahr einführte. Die Schulbehörde nutzte das und richtete zusätzlich zu den vorhandenen fünf Klassen der Volksschule Wasserliesch je eine Knaben- und eine Mädchenklasse des 9. Schuljahres der St. Nikolaus-Volksschule der Nachbarstadt Konz hier ein, weil dort der nötige Platz fehlte. Die Wasserliescher Schülerinnen und Schüler des 9. Schuljahres besuchten ebenfalls diese beiden Klassen.  

Die Bildungsreform der 1960er Jahre bescherte der Bundesrepublik Deutschland Zug um Zug ein neues dreistufiges Bildungssystem. Es löste die Volksschule als herkömmliche Schulform ab und ersetzte sie für die ersten vier Jahrgänge durch die „Grundschule" als sogenannte Primarstufe I. Ihr folgten ab dem 5. Schuljahr Hauptschule, Realschule, Gymnasium und andere weiterführende Schularten, gegliedert in die Sekundarstufen I und II.  

Die älteren Jahrgänge der Wasserliescher Kinder besuchten nun ab dem 5. Schuljahr die weiterführenden Schulen in Trier und in der Nachbarstadt Konz, wo nach und nach ein neues Schulzentrum entstand. Dadurch verlor die St. Marien-Volksschule immer mehr Schüler. Aus diesem Grund beschloss die Schulbehörde mit Einverständnis der betroffenen Gemeinden, die Volksschule der Nachbargemeinde Oberbillig zum Schuljahr 1971/72 aufzulösen und in die Volksschule Wasserliesch zu integrieren, die danach „Grundschule" wurde. Dazu waren einige bauliche Veränderungen notwendig. Aus dem Werkraum entstand eine Aula mit Bühne und Filmvorführraum, aus Lehrküche, Speisesaal und Vorratsraum wurden zwei weitere Klassenräume. Die Zahl der Schüler belief sich danach auf rund 250, ein Drittel davon aus Oberbillig. Nie zuvor sind so viele Schüler in Wasserliesch unterrichtet worden.  

Mit großem Engagement führte man über mehr als vier Jahre in der St. Marien-Schule eine besondere Art der Frühförderung von Kindern in dem Jahr vor ihrer Einschulung durch. Auf Antrag der Schulleitung hatte die Schulaufsichtsbehörde ab dem Schuljahr 1971/72 einen „Vorschulversuch" genehmigt. Mehr als vier Jahre lang besuchten fünfjährige Wasserliescher und Oberbilliger Kinder auf freiwilliger Basis die Vorschule. Zuletzt nahmen alle Kinder der betroffenen Jahrgänge daran teil. Obwohl der Versuch erfolgreich verlief, stellte man ihn wieder ein.  

Seit dem Bau der St. Marien-Schule besitzt die Gemeinde Wasserliesch ein modernes voll ausgestattetes Schulgebäude, das auch heute noch allen Anforderungen gerecht wird. Anders als die stets unzulänglichen Schulgebäude der Vergangenheit bietet die St. Marien-Grundschule alles das, was heute für die Elementarbildung junger Menschen als unverzichtbar gilt.  

Die St. Marien-Schule entwickelte sich nach und nach zu einem Bildungszentrum. Möglich wurde das vor allem durch das großzügige Platzangebot, das auch Aktivitäten zulässt, die nicht unbedingt zu einer Grundschule gehören. Beispielsweise konnte man die im Jahre 1952 gegründete Gemeindebücherei in dem eigens dafür vorgesehenen Raum unterbringen. Darüber hinaus ließen sich die Räumlichkeiten außerhalb der Unterrichtszeiten für die Erwachsenenbildung nutzen. Bereits im März 1967 entstand zu diesem Zweck ein Volksbildungswerk, wie man es damals nannte. Es erhielt ab 1972 eine neue Rechtsform als gemeinnütziger Verein mit dem Namen „Volkshochschule Wasserliesch-Oberbillig". Später übernahm der Kreis Trier-Saarburg die Trägerschaft. Die VHS firmiert heute als „Volkshochschule Wasserliesch-Oberbillig-Temmels", sie steht also drei Gemeinden zur Verfügung.  

Zuletzt bleibt zu hoffen, dass der Rückgang der Geburtenzahlen die St. Marien-Grundschule nicht irgendwann  entbehrlich macht und dem traditionsreichen Wasserliescher Schulwesen möglicherweise ein Ende setzt.

 

Quellen:

 

Chronik der Gemeinde Wasserliesch von 1975

Notizen von Lehrer Joseph Gilles (1892-1924)